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Verrechnungspreise zwischen Muttergesellschaft und französischer Tochtergesellschaft

Verrechnungspreise zwischen einer deutschen Muttergesellschaft und ihrer französischen Tochtergesellschaft

Verrechnungspreise, die Transaktionen zwischen den Einheiten eines multinationalen Konzerns betreffen, unterliegen strengen Vorschriften, um sicherzustellen, dass sie dem Fremdvergleichsgrundsatz entsprechen.

Dieser Artikel stellt die wichtigsten Methoden zur Berechnung der Verrechnungspreise dar, ergänzt durch konkrete Beispiele, die ihre Anwendung in den Beziehungen zwischen einer deutschen Muttergesellschaft und ihrer Tochtergesellschaft in Frankreich veranschaulichen.

1. Methode des vergleichbaren Marktpreises (Comparable Uncontrolled Price, CUP)

Diese Methode vergleicht direkt den in einer vergleichbaren Transaktion angewandten Preis mit dem, der in einer ähnlichen Transaktion zwischen unabhängigen Unternehmen praktiziert wird. Sie gilt als die zuverlässigste Methode, da sie auf konkreten und überprüfbaren Marktdaten basiert.

Beispiel zur Anwendung: eine deutsche Muttergesellschaft verkauft elektronische Bauteile an ihre Tochtergesellschaft in Frankreich für 100 € pro Einheit. Eine Marktstudie zeigt, dass unabhängige Unternehmen dieselben Bauteile zu Preisen zwischen 95 € und 105 € verkaufen, abhängig von der gekauften Menge. Der Verrechnungspreis von 100 € entspricht dem Fremdvergleichsgrundsatz, da er innerhalb dieser Spanne liegt.

Vorteile:

  • Hohe Zuverlässigkeit, wenn vergleichbare Marktdaten verfügbar sind.
  • Erhöhte Transparenz gegenüber den Steuerbehörden.

Einschränkungen:

  • Schwierig, vergleichbare Transaktionen zu finden, insbesondere bei spezifischen Produkten oder Dienstleistungen.
  • Die Marktbedingungen (Mengen, Lieferfristen, Qualität) müssen identisch sein, um die Relevanz des Vergleichs zu gewährleisten.

2. Methode des Wiederverkaufspreises (Resale Price Method, RPM)

Diese Methode bestimmt den konzerninternen Einkaufspreis ausgehend vom Verkaufspreis, zu dem die Tochtergesellschaft die Produkte weiterverkauft, abüglich einer angemessenen Bruttomarge. Sie ist besonders geeignet für Vertriebsaktivitäten, bei denen die Tochtergesellschaft eine begrenzte Rolle in der Wertschöpfungskette spielt.

Beispiel: Die Tochtergesellschaft in Frankreich verkauft von der deutschen Muttergesellschaft gelieferte Geräte zu einem Endverkaufspreis von 150 €. Eine Marktstudie zeigt, dass die Bruttomarge für unabhängige Händler, die ähnliche Aktivitäten ausübt, bei 20 % liegt. Der Verrechnungspreis wird wie folgt berechnet: 150 € – (20 % x 150 €) = 120 €.

Vorteile:

  • Einfach anzuwenden, wenn vergleichbare Bruttomargendaten verfügbar sind.
  • Geeignet für Aktivitäten, bei denen die Tochtergesellschaft als reiner Vertriebshändler agiert.

Einschränkungen:

  • Nicht geeignet, wenn die Tochtergesellschaft wesentlich zur Wertschöpfung beiträgt (z. B. Produktentwicklung).
  • Die Relevanz der Bruttomarge muss mit verlässlichen Marktdaten nachgewiesen werden, was schwierig sein kann.

3. Methode der Kostenaufschläge (Cost Plus Method, CPM)

Diese Methode addiert eine festgelegte Marge zu den Kosten, die dem Anbieter in einer konzerninternen Transaktion entstehen. Sie wird häufig in Produktions- oder Dienstleistungsaktivitäten angewandt, bei denen die Kosten klar identifizierbar sind.

Beispiel: Die deutsche Muttergesellschaft stellt Industriekomponenten zu einem Stückpreis von 80 € her. Eine Marktanalyse zeigt, dass die Margen für vergleichbare Transaktionen im Industriesektor bei 25 % liegen. Der Verrechnungspreis beträgt daher: 80 € + (25 % x 80 €) = 100 €.

Konkrete Anwendung: Angenommen, die Muttergesellschaft verkauft 10.000 Einheiten an die Tochtergesellschaft in Frankreich. Der konzerninterne Umsatz beträgt: 10.000 x 100 € = 1.000.000 €. Dadurch deckt die Muttergesellschaft ihre Produktionskosten (800.000 €) und erzielt einen Gewinn von 200.000 € (25 %).

Vorteile:

  • Einfache Methode, die auf überprüfbaren Kosten basiert.
  • Hohe Transparenz gegenüber den Steuerbehörden, wenn die Kosten gut dokumentiert sind.

Einschränkungen:

  • Möglicherweise keine realitätsgetreue Abbildung der Marktbedingungen, wenn vergleichbare Margen nicht verfügbar sind.
  • Die Kosten müssen genau berechnet und nachgewiesen werden, um Streitigkeiten zu vermeiden.

4. Methode der transaktionalen Nettomarge (Transactional Net Margin Method, TNMM)

Diese Methode bewertet die Nettomarge, die in einer konzerninternen Transaktion erzielt wird, und vergleicht sie mit den Margen unabhängiger Unternehmen unter ähnlichen Bedingungen. Sie wird häufig verwendet, wenn andere Methoden aufgrund fehlender direkter Vergleichstransaktionen nicht anwendbar sind.

Detailliertes Beispiel: Die Tochtergesellschaft in Frankreich agiert als exklusiver Vertriebshändler für die deutsche Muttergesellschaft und erzielt einen Jahresumsatz von 1.000.000 €. Ihre Betriebskosten (Einkäufe, Löhne, Gemeinkosten) betragen 950.000 €, was zu einer Nettomarge von 50.000 € (5 %) führt. Eine Marktstudie zeigt, dass unabhängige Händler unter ähnlichen Bedingungen Nettomargen zwischen 4 % und 6 % erzielen. Die Nettomarge von 5 % entspricht dem Fremdvergleichsgrundsatz.

Vorteile:

  • Ermöglicht die Bewertung der Rentabilität der Transaktion auf Basis verfügbarer Daten.
  • Geeignet für Aktivitäten, bei denen direkte Vergleichstransaktionen schwer zu finden sind (z. B. spezifische Dienstleistungen oder einzigartige Produkte).

Einschränkungen:

  • Starke Abhängigkeit von der Qualität und Verfügbarkeit von Marktdaten.
  • Keine direkte Abbildung der marktähnlichen Bedingungen der untersuchten Transaktion.

5. Methode der Gewinnaufteilung (Profit Split Method, PSM)

Diese Methode teilt die Gesamterträge einer Transaktion oder einer wirtschaftlichen Aktivität zwischen den konzerninternen Parteien entsprechend ihrem jeweiligen Beitrag auf. Sie wird häufig verwendet, wenn die Beiträge der Einheiten stark integriert sind und es schwierig ist, einzelne Transaktionspreise zuzuweisen.

Beispiel: die deutsche Muttergesellschaft und die Tochtergesellschaft in Frankreich arbeiten gemeinsam an der Entwicklung einer neuen Software für den europäischen Markt, die einen Gesamtgewinn von 500.000 € generiert. Die Muttergesellschaft liefert die Technologie und Entwicklungsressourcen, die auf 300.000 € geschätzt werden (60 % der Beiträge). Die Tochtergesellschaft in Frankreich übernimmt das Marketing, den Kundenservice und den Vertrieb, deren Wert auf 200.000 € geschätzt werden (40 % der Beiträge).

Gewinnaufteilung: Muttergesellschaft: 60 % x 500.000 € = 300.000 €. Tochtergesellschaft: 40 % x 500.000 € = 200.000 €.

Konkrete Anwendung: Angenommen, die Muttergesellschaft und die Tochtergesellschaft entscheiden sich, 10.000 Lizenzen der Software zu je 100 € zu verkaufen, was einen Gesamtertrag von 1.000.000 € generiert. Nach Abzug der direkten Kosten von 500.000 € wird der verbleibende Gewinn von 500.000 € entsprechend den festgelegten Anteilen aufgeteilt.

Vorteile:

  • Geeignet für Situationen, in denen die Beiträge der Parteien stark integriert und voneinander abhängig sind.
  • Ermöglicht eine faire Aufteilung basierend auf dem Mehrwert jeder Einheit.

Einschränkungen:

  • Die genaue Bewertung der jeweiligen Beiträge kann komplex sein.
  • Erfordert detaillierte Daten und tiefgehende Analysen, um steuerliche Anfechtungen zu vermeiden.

Die Berechnungsmethoden der Verrechnungspreise spielen eine zentrale Rolle in der steuerlichen und operativen Steuerung der Beziehungen zwischen einer deutschen Muttergesellschaft und ihrer Tochtergesellschaft in Frankreich. Durch die Wahl und Anwendung einer Methode, die den wirtschaftlichen und funktionalen Besonderheiten der Einheiten entspricht, können Unternehmen die Einhaltung internationaler Vorschriften gewährleisten und gleichzeitig ihre finanziellen Ströme optimieren.

Dieser Artikel ist nicht rechtsverbindlich, sondern beruht auf Erfahrungen von Geschäftsführungen deutscher Muttergesellschaften und deren Tochtergesellschaften in Frankreich.

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